Der Blaue Engel ist ein Werbelabel für umweltfreundliche Verbrauchsgüter. Vergeben wird der Blaue Engel im Namen des Bundesumweltministeriums und Umweltamtes auf Antrag des jeweiligen Herstellers.

Zum 1.1.2020 empfiehlt der Blaue Engel nur noch Kaminöfen zu kaufen, die mit elektronischer Zuluftregelung und Partikelabscheider ausgestattet sind. Die Feinstaubwerte sollen unter 15 mg/m³ liegen und mit Hilfe eines neuen Zählverfahrens in Praxissimulation ermittelt werden.

Irritierend an diesem Vorgang sind mehrere Aspekte: Gemäß der Satzung beantragt ein Hersteller den Blauen Engel als Auszeichnung für sein Produkt. Da es aber kein Produkt und keinen Hersteller gibt, der die Vorgaben erfüllt, stellen sich Fragen. Für das Zählverfahren gibt es weder zugelassene Geräte noch zertifizierte Verfahren. Nebulös ist von der Automobil-Abgasmessung die Rede.

Die Empfehlung des Blauen Engel benennt zwar nur Kaminöfen doch faktisch läuft es auf ein Verbot der Ofenheizung mit Stückholz heraus. Brennholz ist bei Weitem der größte nachwachsende Energieträger in Mitteleuropa. Doch statt einer Abwägung der Fortschritte in der Verbrennungstechnik und der Einsparpotentiale beim CO² verweist der Begründungstext des Blauen Engel allen Ernstes auf die beispielhaft „sauberen“ Abgaswerte von Erdöl und Erdgas. Ist das Werbung für fossile Klimakiller durch das Bundesumweltministerium?

Mit der Zielvorgabe von 15 mg/m³ Abgas entfernt sich das BMI meilenweit von den aktuellen Grenzwerten. Auch die neuesten wissenschaftlichen Studien zur Verbesserung der Öko-Bilanz von Kaminöfen bleiben außen vor. So kommt z.B. die Untersuchung „Woodstove 2020“ vom Kompetenzzentrum für nachwachsende Rohstoffe Straubing (TFZ-Bericht 57) im Auftrag des bayerischen Landwirtschaftsministeriums zu dem Schluss: Steuerung, Katalysatoren und Partikelabscheider bringen eher marginale Verbesserungen. Das große Manko der Kaminöfen ist die nicht vorhandene Speichermasse. Das Abgas kann noch so sauber sein, wenn die Wärme verpufft, ist das schlecht für die Umwelt.

Wir, vom Ofenbauerverein 850° wissen, dass nachhaltiges Heizen mit Stückholz nur im Zeitbrand mit ausreichender Speichermasse sinnvoll ist. Die sauberste Variante ist Abgasvermeidung durch sparsames Heizen bei hohem Wirkungsgrad.

Ein Blauer Engel muss den Systemwirkungsgrad beurteilen. Die Umweltbelastung mit dem Nutzen abzuwägen bedeutet: Rohstoffgewinnung, Transport, Herstellung der Geräte usw. abwägen mit dem Nutzen für den Betreiber, der ökonomischen Wertschöpfung und der Bedeutung für den Klimaschutz.

Hilfreich ist der Blick zu unseren Nachbarn: In Österreich wird z.B. der Bau von Kachelöfen als Vorbeugung für Katastrophenfälle gefördert. Extremwetterlagen nehmen zu. Kaminöfen nach dem Blauen Engel könnten ohne Strom nicht betrieben werden. In Holland, dem Erfinderland der Gaskamintechnik, ist der Einbau erdgasverbrennender Geräte in Neubauten aus Gründen des Umweltschutzes untersagt.

Wie abgehoben schwebt der deutsche Umweltengel?

850° Pressemitteilung vom 13.01.2020 „Blauer Engel“